- Stadttheater Bremerhaven
- Regie/ Choreographie: Till Nau
- Musikalische Leitung: Davide Perniceni
- Ausstattung: Lukas P. Wassmann
Auszug aus der Kritik der Musicalzentrale
Der Regisseur und Choreograf Till Nau punktet in seiner Version des Musicals gleich doppelt: Mit stimmungsvollen und nicht selten lustig-unterhaltsamen Choreographien kreiert er einige Hingucker, wobei vor allem die Gruppennummern „Jet Set“ mit einer Kolonne an aufgeweckten Stewardessen und Piloten, sowie „Was der Arzt verordnet“ mit einer Horde frivoler Krankenschwestern durch die Tänze und Bewegungsabläufe ein so großes Momentum aufbauen, dass es Szenenapplaus hagelt.
Auch aus Regiesicht hat Nau alles richtig gemacht: Er inszeniert das Stück, welches buchbedingt nicht unbedingt zu den straff und kongruent erzählten Musicals zählt, mit charakterfokussierter und fließender Perspektive, die es sogar vermag, einige Logiklücken des Skripts zu verkleinern und die für den Protagonisten relevanten Randfiguren in einen deutlicheren Fokus zu rücken. Die Geschichte um den Trickbetrüger Frank Abagnale Junior wandelt sich in dieser Inszenierung durch die konzentrierte, szenische Ausarbeitung der Charaktere seiner Eltern, seiner Flamme Brenda und vor allem des Polizeiagenten Carl Hanratty von einer oftmals eher egoperspektivischen Story zu einer facettenreichen Erzählung über Familie, Einsamkeit und die individuelle Suche jeder einzelnen Figur nach dem Glück. Trotzdem gelingt es dem Regisseur, den großen Comedy-Faktor wie einen roten Faden durch das Stück zu spinnen, sodass trotz weniger schwerfälliger Momente immer eine kurzweilige Unterhaltung gewährt bleibt. Diese Balance aus Tiefgründigkeit und charmanter Leichtigkeit verhilft Naus Inszenierung zu einem durchweg positiven Gesamteindruck. Oftmals als überdimensionale One-Man-Show mit Glitzer und Prunk in Szene gesetzt, kommt „Catch Me If You Can“ in Bremerhaven mit weniger Pomp aus: Eine große, beleuchtete Showtreppe und mehrere Podeste werden gewinnbringend genutzt, um die Illusion der Show in der Show überzeugend zu zeichnen. Die Drehbühne des Hauses kommt zum Einsatz, um immer wieder neue Perspektiven und Blickwinkel zu eröffnen; auch die von der Bühnendecke kommenden weißen Vorhänge helfen in unterschiedlichen Einstellungen dabei, Räume zu öffnen und zu schließen. Dazu kommt Frauke Richters stimmiges Lichtdesign, das die reduziert angedeuteten Bühnenräume optisch aufwertet. Durch Lukas P. Wassmanns Bühnenbild, das die Möglichkeiten des Hauses gut nutzt, kann also ein passendes Gleichgewicht zwischen der Theaterrealität und der Glamourwelt der Geschichte gefunden werden. Auch Wassmanns Kostümbild fügt sich, mit einigen echten Hinguckern, in das visuelle Gesamtbild ein und repräsentiert die 1960er Jahre mit all den Berufsbildern, durch die sich Abagnale hindurchmogelt, einwandfrei. Ein inszenatorisches Highlight, in dem alle Gewerke optimal zusammenkommen, ist der 11-o’clock-Song von Frank Junior „Good Bye“, in dem buchstäblich alle Vorhänge fallen und sämtliche Bühnenwände sich heben, sodass der Blick auf die große, leere, kalte Realität am Ende der Geschichte offenbart wird, aus der sich Frank nicht mehr entziehen kann: Umringt und bedrängt von den Gesichtern seiner Vergangenheit scheint er sich dem Publikum hilfesuchend anzuvertrauen und die vierte Wand einzubrechen: Ein starker Bühnenmoment, der in Erinnerung bleibt!
Auszug aus der Kritik vom WESER KURIER
Wenn es gut geht, glauben wir im Parkett, was da oben auf der Bühne passiert. Und in der Bremerhavener In- szenierung passiert da eine Menge. Dafür sorgen nicht nur die Gäste, die extra engagiert wurden, sondern das gesamte Ensemble. Nach einer rasanten Aufführung von „Catch me if you can“ hält es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen.
Den Applaus haben sie sich alle verdient, aber besonders Regisseur und Choreograf Till Nau. Bei seiner Inszenierung stimmt einfach alles: das Tempo, die leisen und die lauten Töne, die Figurenführung, egal, ob bei einer großen oder kleinen Rolle. Und dass der Opernchor (Einstudierung: Edward Mauritius Münch) nicht nur singen, sondern auch tanzen kann, beweist er in fast jeder Szene. Die Regie nutzt diese Spielfreude, so dass der Chor wunderbar mit dem Profi-Quintett harmoniert.
Auszug aus der Kritik von BREMEN ZWEI
Alle Szenenwechsel waren so akribisch choreografiert und passierten so nebenbei, während gesungen und getanzt wurde. Das macht Spaß, wenn man als Zuschauerin so mitgerissen wird. Gleichzeitig passte es zum gehetzten Leben des nonchalanten Trickbetrügers Frank Abagnale Junior. Also Lob an Till Nau, der als Regisseur auch für die Choreografie verantwortlich ist.
Auszug aus der Kritik der NORDSEEZEITUNG
Regisseur Till Nau und Ausstatter Lukas Pirmin Wassmann inszenieren eine rasante biografische Swing-Revue mit bonbonbunten Bildern der 1960er-Jahre, die das Publikum elektrisiert.
Die Inszenierung: Fast drei Stunden läuft ein faszinierender Bilderbogen ab. Wechselnde Gardinenschleier sorgen dafür, dass man oft nur Teile der Bühne sieht – so wie Fahnder Carl stets nur Puzzlestücke vorfindet. Wenige Ausstattungsstücke wie Kartenschalter, Telefonzelle, Hotelbett oder Theke einer Bar deuten die rasch wechselnden Orte der Handlung ausreichend an. Öffnet sich die Drehbühne ganz, erscheint eine geschwungene Showtreppe, die die in ihrem Unterbau auch mal eine Nasszelle andeutet: Die brillante Filmszene, in der Frank sich, von Carl im Hotelzimmer ertappt, als Agent des konkurrierenden Secret Service ausgibt und entkommt, lässt sich das Musical nicht entgehen. Am Ende verschwinden alle Schleier, Carl verhandelt Franks Zukunft im nackten Bühnenhaus. Auch die Inszenierung macht sich ehrlich.

Foto: Heiko Sandelmann

Foto: Heiko Sandelmann

Foto: Heiko Sandelmann

Foto Heiko Sandmann

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